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Staatssekretär diskutiert mit Landwirten aktuelle Themen
Veröffentlicht am:
31.05.2023 09:15:37
Kategorie :
Allgemein
, News
Spitzenbeamter stellt sich Diskussion auf Bauernhof in Halver-Birkenbaum.
31.05.2023 – Sieht man sich die Wunschliste der heimischen Landwirte an, liest sie sich eigentlich nicht lang und kompliziert: weniger praxisferne Regulierungen, dafür mehr Pragmatismus, Sachverstand und Respekt. Darum ging es am Donnerstag auf dem Hof Wiethege in Birkenbaum mit Fachleuten aus den entsprechenden Verbänden und Staatssekretär Dr. Martin Berges aus dem Landwirtschaftsministerium.
Bevor es zu einer engagierten Diskussion mit rund 100 Teilnehmern in der Scheune kam, wickelte die Tierzüchtervereinigung Ennepe-Ruhr/Hagen/MK zügig ihre Jahreshauptversammlung ab. Gemeinsam mit dem Junglandwirteforum hatte sie den Experten aus Düsseldorf gewinnen können. Dr. Berges war von 2008 bis 2022 Direktor der Landwirtschaftskammer NRW. Mit der Bildung der Landesregierung wurde der Agrarwissenschaftler am 30. Juni 2022 zum Staatssekretär des von Silke Gorißen geleiteten Ministeriums für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen berufen. Mit ihm auf dem Podium standen die Junglandwirte Carsten Geßler aus Altena und Heiner Born aus Breckerfeld,
Die Region sei geprägt durch „viel schiefes Grünland und wenig Acker“, stellte Born das Sauerland und den Bereich südlich des Ruhrgebietes vor, er sei geprägt durch die Nutztierhaltung. Doch genau die werde den Landwirten schwer gemacht. Ob Gülleverordnung, restriktive Vorgaben zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Erosionsverordnung oder beim Thema Wolf: Die Bauernschaft sieht sich unverstanden – beim Land, beim Bund, bis hin zur Europäischen Union.
Zwischen den Regelwerken, der Bürokratie, Unkenntnis der Verbraucher, dem wachsenden Konkurrenzkampf um Flächen mache sich Frust breit, so der Tenor der Debatte am Podium und aus dem Publikum. Und damit verbunden sei natürlich auch die Sorge um den Nachwuchs, der die Betriebe in die Zukunft führen soll.
Allerdings: Dem Staatssekretär musste man das nicht erklären. Dr. Berges stand bei allen Themen inhaltlich erkennbar im Saft. Doch an Vorgaben aus Brüssel komme man nicht einfach vorbei; man müsse versuchen, im Einzelnen die Interessen der Betroffenen geltend zu machen und auf die Bundes- und EU-Ebene zu transportieren. Gerade die Erkenntnisse aus solchen Terminen wie am Donnerstag in der Scheune bei Birkenbaum lieferten die nötigen Argumente für diese Debatten.
Doch viele Landwirte sehen sich mit ihren Betrieben sogar gut aufgestellt. „Ich fühle mich als Halter wohl und an der richtigen Stelle“, sagte beispielsweise Carsten Geßler über seinen Milchviehhof in Altena-Kleinendrescheid. Die Milchwirtschaft habe Perspektive, so seine Einschätzung. Und zu mehr Selbstbewusstsein mahnten die etwa 100 Landwirte, die nach Halver gekommen waren, auch Dr. Berges. Er sei strikter Vertreter eines Labels, das für Herkunft und Tierwohl stehe, „ansonsten werden wir Massenware“. Doch im Billigsegment hätten die qualitativ hochwertigen Lebensmittel, die in NRW produziert würden, eben nichts zu suchen. Mit vergleichsweise höheren Löhnen, Auflagen und Energiekosten komme man sonst in Probleme. Es gebe jedoch keine Absatzprobleme: „Unsere Produkte werden gebraucht, gesucht und abgesetzt.“
Mit nach Düsseldorf nahm Dr. Berges aus den Reihen der Gäste noch eine Bitte, die er an Schulministerin Dorothee Feller weiterreichen will: Kenntnisse über den aktuellen Stand der Landwirtschaft seien in der Bevölkerung so gut wie nicht vorhanden und tauchten nicht in Lehrplänen auf. Das müsse sich dringend ändern.
Wenig Hoffnung machen konnte der politische Beamte den Landwirten beim Thema Wolf. „Die Diskussion darüber spaltet die Gesellschaft“, so seine Feststellung. Doch mit derzeitigem Stand genieße der Wolf den höchsten vorstellbaren Schutzstatus. Der werde wohl kaum aufgehoben. Für die Halter von Nutztieren ist das natürlich völlig unverständlich. Komme der Wolf zurück, „müsste ich die Freilandhaltung aufgeben“, sagte Gastgeber Thomas Wiethege mit Blick auf seinen Bestand.