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Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

Veröffentlicht am: 03.05.2024 18:13:05
Kategorie : Allgemein , News

03.05.2024 - PFAS ist die Abkürzung für Per- und Polyfluoralkylsubstanzen. Es handelt sich dabei um chemisch hergestellte Verbindungen über den fünfstelligen Bereich hinaus. Vereinfacht zusammengefasst ist allen PFAS gemein, dass sie extrem stabile Kohlenstoff-Fluor-Verbindungen enthalten.

PFAS werden oft auch als PFC (Poly- und Perfluorcarbone) bezeichnet. Öffentliches Aufsehen erregt haben diese Ewigkeitschemikalien unter anderem durch den Dupont-Skandal in den USA, der in unserer Traumfabrik unter dem Titel "Vergiftete Wahrheit" (engl. "Dark Waters") verfilmt und im November 2019 in die US-Kinos kam.

Unsere Natur kennt diese Stoffe nicht, anders als z.B. bei unserem Dauerstreitthema „Nitrat“. Mit letzterem kann sie umgehen -die Natur braucht Nitrat! PFAS hingegen braucht die Natur nicht.

Den Einsatz eines Großteils von Fördermitteln sollte man deshalb grundehrlich aufgeschlossen jetzt auf die Erforschung jener Gifte umlenken. Bei der Problembaustelle „Nitrat“ ist der Sündenbock längst enttarnt – für PFAS steht jeder Einzelne von uns in seiner Haftungsverpflichtung.

Zu welchem Zweck werden PFAS eingesetzt?

Welche Produkte können PFAS enthalten?

Vielschichtig kommen die in Rede stehenden Substanzen als multifunktionale Jahrhundert-Wunderwaffe in Produkten unseres gesamten Lebensumfeldes zum Einsatz, unter anderem weil sie fett-, schmutz- und wasserabweisend sowie säureresistent wirken, druck- und hitzebeständig sind.

Mehr als 10.000 feste, flüssige und gasförmige Chemikalien gehören zu den PFAS.

Einsatzbereiche von PFAS 

- Flecken- und Verschmutzungsschutz im Wohnumfeld auf Polstermöbeln, Teppichen, Tischdecken, Bettwäsche,

- als Antihaft-Beschichtung auf Pfannen, Raclette-Geräten, Waffeleisen, Sandwichmakern,

- auf fettabweisenden Fast-Food-Verpackungen wie Gebäck- und Pommestüten oder Schüsseln aus Zuckerrohr (Bagasse),

- in Mikrowellen-Popcorn-Verpackungen,

- zur Imprägnierung von Textilien und Leder gegen Nässe, Öl und Schmutz,

- in Kinderprodukten wie Buggys,

- als Membran in Outdoorkleidung und Wanderschuhen,

- als Antibeschlagmittel für Gläser, zum Beispiel Brillen und optische Gläser,

- als Zahnseide oder Zahnband zur Zahnreinigung,

- in Farben und Lacken mit speziellen Eigenschaften,

- in Fotopapieren, Papier für Klebeetiketten und Druckfarben,

- in Wachsen oder Schmiermitteln, zum Beispiel in Ski-Wachsen,

- in Kletterseilen,

- als Pflanzenschutzmittel

- seltener, aber auch in Kosmetik,

- in Feuerlöschschäumen,

- Elektronikgeräten

- Chipproduktion

- Medizintechnik / essentiell hier im Einsatz von künstlichen Herzklappen u.a.

(Vorstehende Auflistung gewährleistet nicht einen Anspruch auf Vollständigkeit)

Für jeden gemeinen Verbraucher ist derzeit nicht ersichtlich, wo überall PFAS enthalten sind,  da in den meisten Bereichen eine Kennzeichnungspflicht nicht besteht.

Das berühmte Beruhigungsmittel eines hoch effizienten, dabei simplen „Weglass-Prinzips“ von Industrie und Handel: Was du nicht weißt, macht dich nicht heiß! Vor dem erwartbar großen medialen Sturm gemütlich Kohle scheffeln ohne Unterlass, wieder eine Gelddruckmaschinerie in Turbogeschwindigkeiten auf Zeit, mit Verlaub, …solange jedenfalls, bis sich ein „Arbeitskreis“ der Missstände annimt.

Tarnen und Tricksen mit „PFOA/PFOS-frei"

Hersteller werben häufig mit „PFOA/PFOS-frei“ oder „GenX-frei“ auf Pfannen, im Textilbereich oder bei Imprägnierungsprodukten. Zumeist handelt es sich dabei um bestimmte Einzelsubstanzen, deren Einsatz zwischenzeitlich ohnedies verboten ist. Diese Werbung ist damit häufig ein Fingerzeig dahingehend, dass die Ewigkeitschemikalie PFAS enthalten ist.

Worin sind die Probleme von PFAS zu verorten?

PFAS sind für viele Produkte und Prozesse essentiell derzeit, ein sprichwörtliches Jahrhundert-Wundermittel der Industrie seit mehr als 70 Jahren.

Die europäische Chemikalienagentur ECHA empfiehlt seit eingangs 2023 der EU-Kommission ein Verbot der per-/polyfluorierten Alkylverbindungen - so schnell und weitreichend wie nur möglich. Seither rennen dort die Unternehmen ECHA förmlich die Türen ein mit Anfragen hinsichtlich Ersatz-Chemikalien, umwelt- und humantoxikologischer Bewertungen verschiedener PFAS-Materialien, Recycling, Filter- und Reinigungstechnologien. Man nehme diese Ansinnen sehr ernst, habe Verständnis für die Sorgen und Nöte der Firmen, die sich bisweilen sogar in der eigenen Existenz bedroht sehen.

Unser aller Alltagsgeschehen ist mit diesen Jahrhundertgiften unbestreitbar leider komplett durchdrungen.

Risikobewertung

Eine Differenzierung der einzelnen Verbindungen ist enorm wichtig!

- Schneller aus dem Verkehr zu ziehen sind eben selbige mit einem besonders hohen Gefährdungspotential für Mensch und Umwelt. In den Fällen von PFOS (Perfluoroctansulfonsäure), PFOA (Perfluoroctansäure) und PFHxS (Perfluorhexansulfonsäure) ist das bereits geschehen, der Gebrauch nur noch in wenigen Ausnahmefällen erlaubt.

- Seit Februar 2023 ist auch das Inverkehrbringen, die Herstellung und Verwendung beschränkt von z.B. PFNA (Perfluornonansäure), die bekannteste perfluorierte Carbonsäure.

Diese Substanzen, die aus langkettigen Kohlenstoffketten bestehen, reichern sich in den Organismen entlang unserer Nahrungskette an und werden kaum ausgeschieden. Wie aber tickt unter eben diesen Gegebenheiten unsere innere Uhr?

Gesundheitsgefahren lauern

Am Ende eben dieser Nahrungskette steht der Mensch. Im menschlichen Körper binden sich diese Stoffe an Proteine im Blut, in Niere und Leber, verbleiben jahrelang, um ihre schädigende Wirkung zu entfalten.

Während der Schwangerschaft erfolgt über die Plazenta eine Übertragung bereits auf das ungeborene Leben und hernach über die Muttermilch die verstetigte Weitergabe an den Säugling. Besorgniserregend daher die Erkenntnis anlässlich Studien, dass gerade in den Körpern von Kindern und Jugendlichen nicht erwartete verhältnismäßig hohe Mengen an PFAS nachgewiesen werden können.

Die Chef-Toxikologin am UBA, Frau Marika Kolossa-Gehring, kommuniziert den Status quo wie folgt:

„PFAS können auf die Fruchtbarkeit wirken, auf die Spermaqualität oder auch auf die Entwicklung des Kindes im Mutterleib. Sie können die Reaktion bei Impfungen herabsetzen. Einige werden als krebserzeugend eingestuft.“

Derzeit befürchtet man des Weiteren eine Erhöhung des Diabetes-Risikos, negative Einflüsse im Umfeld der Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Kurzkettige PFAS - die „besseren“ PFAS?

Ein mittlerweile häufig vollzogener Umstieg der Industrie auf kurzkettige PFAS (maximal sechs perfluorierte Kohlenstoffatome) vermindert zwar die Anreicherung im Organismus etwas, mobiler unterwegs erfolgt aber kaum ein Rückhalt im Boden und damit erreichen diese schneller unser Grundwasser, das häufig auch für die Trinkwasserversorgung genutzt wird.

Mögliche Gefährdungen im Trinkwasser will man im Projekt „ZeroPM“ (Fraunhofer Institut in Zusammenarbeit mit 15 europäischen Partnern) identifizieren. Die Bereichsleiterin für Chemikaliensicherheit, Dr. Annette Bitsch im O-Ton: „Es ist nicht trivial zu sagen, der eine Stoff ist gefährlicher als der andere. Das Risiko berechnet sich aus der Gefährdung, die dem Stoff innewohnt, und der Exposition, also wie häufig komme ich damit in Kontakt?“

Von ihr analysierte Studiendaten und wissenschaftliche Publikationen zeigen sehr schnell auf, welche Stoffe kritisch sind. Daher wenig überraschend, dass der Einsatz von PFOS, PFOA, PFHxS und PFNA als Erstes beschränkt wurde.

Plan der Europäischen Chemikalienagentur ECHA ist es, kurz- bis mittelfristig eben diese Beschränkungen auf alle PFAS auszuweiten.

Die weniger beruhigende Nachricht für alle betroffenen Verbraucher: Da es sich um eine riesige Gruppe von Stoffen mit vielen Subkategorien handelt, vergehen wohl Jahrzehnte, bis für alle eine toxikologisch saubere Bewertung stattgefunden hat. So lange wolle man allerdings nicht komplett untätig zuwarten, insofern bedarf es dato einer Nutzen-Risiko-Abwägung, die für eine weitere Anwendung spräche oder aber eine Unbedenklichkeit wissenschaftlich bewiesen ist. Hier steht die Industrie in einer entsprechenden Nachweispflicht.

Eine beruhigende, gleichzeitig aber beängstigende Nachricht

Bei den Hochleistungskunststoffen gibt es viele Anwendungen in der Medizintechnik. Dem Vernehmen nach erstarken Berichte zu der Behauptung, ein beachtlicher quotaler Anteil der Ausstattung in unseren OP-Sälen, die Rede ist von um die 80 Prozent, sei ohne PFAS nicht mehr realisierbar. Es ginge da z.B. um Beatmungsschläuche oder Dichtungen, ebenda in der Endoskopie im Einsatz.

Ist die Herzklappe aus Titan, hilft die neue Beschichtung gegen Blutgerinnung: Aus sogenannten (110)-Titanoxid-Oberflächen sind die Blutblättchen kaum aktiv, reduziert damit die Blutgerinnung. Das basiert auf dem unterschiedlichen Verhalten von Fibrinogen auf der Materialoberfläche. Hier punktet die Langlebigkeit der künstlichen Herzklappen in der Hoffnung auf ein sehr viel längeres Leben, wenn die natürlichen Herzklappen irreparabel in den Streik getreten sind.

OECD

Das geplante Verbot betrifft zudem unterschiedslos die kurzkettigen und die langkettigen Polymere. Die zweite Gruppe, also die langkettigen Polymere, wurden von der OECD als unbedenklich eingestuft. Der Einsatz in geschlossenen Systemen, für die es eine Rücknahmeverpflichtung gibt, sollte unbegrenzt weiterhin möglich sein.

Deadline 2025?

In 2025 will die EU-Kommission über das PFAS-Verbot entscheiden. Ohne Übergangsfristen bzw. Ausnahmeregelungen wird es wohl aber nicht funktionieren. Zu wichtig sind schlussendlich die Substanzen für die schnelle Energie- und Verkehrswende, eine moderne Medizintechnik, für die Halbleiterindustrie.

Im Umfeld der Medizintechnologie offenbart sich die Widersprüchlichkeit der Herausforderungen auf der einen Seite Menschen gesunden lassen zu wollen, unter Einsatz einer PFAS enthaltenden Gerätetechnik, die wiederum auch krank machen könnte? Dem Vernehmen nach liegt bei letzterer eine solche Gefährdung allerdings weit eher in der Entsorgung dieser Technik und weniger in der direkten Anwendung beim Patienten.

Gut nachvollziehbar damit auch die grundehrliche Bodenhaftung hinsichtlich der unbestreitbaren Dringlichkeit in dieser Thematik bei einer entsprechenden Einlassung des Fraunhofer-Institutes durch Allianz-Sprecher Löbbecke: „ Wir können die PFAS-Emissionen begrenzen. Auf PFAS komplett verzichten können wir zurzeit jedoch nicht...!“

Trauriges Fazit im Querschnitt

Es offenbaren sich wieder einmal die grundsätzlichen Nachteile unseres vorherrschenden Vorsorgeprinzips hierzulande. Gähn: Wir haben Zeit – wir nehmen uns Zeit – lassen viel zu viel Zeit einfach nutzlos verstreichen, während unser inneres „Ührle“ ohne Zwischenstopp einfach unbeirrt weitertickt. Im Bedarfsfalle werden im Nachgang Missstände mal eben ganz nebenbei in bestens geübter Praxis still und leise einfach sozialisiert, eine persönliche Schadenersatzhaftung bei nachweislicher Verletzung der geltenden Für- und Vorsorgeverpflichtung greift nicht; ...läuft, läuft hervorragend gut, wie ein schweizerisches Hochpräzisionsuhrwerk allenthalben.

Leider sind wir ein Volk extrem bequem schlaftrunkener Umstandskrämer geworden, merken dabei nicht einmal, dass es knackt und bisweilen schon gefährlich leise kracht, solange jedenfalls nicht, bis unsere maßgeblichen Entscheider von diesem bequemen Ast, auf dem man es sich äußerst komfortabel eingerichtet hat, urplötzlich die Erdanziehungskraft zu spüren bekommen. Blaue Flecken, körperliche Blessuren tun natürlich weh - jenseits des Teiches z.B. aber werden die Konten von Konzernen mit Millionen- bisweilen gar Milliardenklagen seitens der betroffenen Geschädigten leergeräumt.

Ein Albtraum hier wie da, aber mit ganz unterschiedlich unbequemen Effekten und Majoritäten.

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